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Karl Schüßler
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1996 - Andrej Pollo E-Mail
Andrej Pollo
 
Ausstellungskatalog

Krokodile und andere Menschen
Krakau – Polen 1996
 
Die Kunst von Karl Schüßler lässt sich leicht mit unseren Schaugewohnheiten vereinbaren. Sie lässt uns erkennen oder erinnern. Karl Schüßler bezieht sich auf anthropomorphe Formen, auf Gestalten, die im Laufe der Geschichte der bildenden Kunst immer wieder dargestellt wurden. Immer aber sind sie im Stande, ziemlich selbstverständliche Assoziationen hervorzurufen.

Hier aber endet die Hoffnung, die Kunst von Karl Schüßler einfach definieren zu können. Im Grunde genommen besteht sie in einer vielseitigen, simultanen Darstellung aus der Persönlichkeit des Künstlers, seiner Mentalität, Vorstellungskraft und persönlichen Lebensphilosophie, sowie einer Darstellung von formalen Eigenarten des Autors mit ihrer spezifischen Gestik.

Schüßler lässt sich nämlich nicht in irgendwelche der geltenden Konventionen von figurativer Gegenwartskunst einordnen, da er gleichsam mit beiden Händen voll aus dem Schatz der künstlerischen Errungenschaften unserer Zeit schöpft.

Er ist zauberhaft unfügsam und durchforstet frisch das Labyrinth der Gegenwartsformen, und setzt Assoziationen und Reflexionen zum Thema „Zustand des menschlichen Lebens, Charakters und Schicksals“ auf die Leinwand. Wenn man sein malerisches und plastisches Schaffen ( vor allem die ungewöhnlichen „Totenschädel“, als Erinnerung des Hamlet – Monologes über den Schädel von Yorrick ) betrachtet, gewinnt man den Eindruck, dass der Künstler „mit der Form denkt“, dass es für ihn keine Grenze gibt zwischen der philosophischen Reflexion, dem Nachsinnen und einem gewaltigen Blitz von Assoziationen während des Schaffensvorganges.

Diese Art von Malerei und Plastik gleicht einer natürlichen Sprache, mit welcher der Künstler vergleichsweise routiniert umgeht. Wir wissen jedoch aus seinen Texten, dass er es auch mittels geschriebenem Wort tun kann (z.B. in dichterischen Manifesten oder Aussagen von hinterlistiger Intelligenz). Einen bedeutenden Teil seines Schaffens widmet Karl Schüßler der menschlichen Gestalt, dem Antlitz des Menschen auch, seinen komplizierten Metamorphosen, allgemein gesagt – den menschlichen Zustandserscheinungen!

Dem Künstler ist gewiss, dass der Zuschauer die Welt begreift, indem er seine Kindheitserfahrungen gleichsam als mimetische Perzeption wiederholt. Dass er die Welt der Dinge im Spiegel seiner weiteren Erfahrungen reflektiert und erst dann eine Form mit ihren Bedeutungen zu identifizieren in der Lage ist.

Erst dann sieht er die ganze Hinterlist der Tarnung: sie resultiert aus dem natürlichen Bedürfnis „jemand anderer sein zu wollen“ – um zu dominieren oder anzulocken, aber auch um heuchlerisch irrezuführen.

Die ganze „Animalität“ der menschlichen Natur soll zugedeckt werden. Einer Natur, die dazu neigt, blutrünstige Gewaltakte zu setzen – schlimmer noch: um die, nur dem Menschen eigene, grundlose Aggression (vielleicht sogar bis zum Verbrechen) zu verschleiern.

Karl Schüßler kennt nicht nur die Geheimnisse der menschlichen Perzeption, die Geheimnisse der sinnlichen Wahrnehmung als erste Stufe der Erkenntnis, er erahnt auch die Polarität der menschlichen Seele: voll von hellen und schönen Ausdrucksformen gleichwie von dunklen, tierischen Reflexen.
In seinen breit, expressiv-wild und gestisch gemalten Bildern stellt Karl Schüßler – ausgelöst von Gefühlen und momentanen psychischen Zuständen – wechselhaft anthropo- und zoomorph Gestalten und Köpfe dar und zwingt den Menschen vor die komplizierte Wahl zwischen Gut und Böse.

So sind also diese Bilder eine eigenartige „Nemesis“, die erinnerte Vision des menschlichen Schicksals. Gekennzeichnet vom ständigen und eigentlich hoffnungslosen Kampf zwischen den unser Verhalten bestimmenden Elementen – zwischen dem Guten und dem Bösen.
Karl Schüßler sieht in seinen philosophischen Parabeln die Antithese – und im Kampf der Gegensätze eine Antriebskraft – zur menschlichen Zivilisation: sie bauen zugleich immer wieder neue wie überraschende Dramaturgien des menschlichen Schicksals auf.

Der Autor hat aber bis zuletzt keine Sicherheit darüber, was der Mensch im Eigentlichen sei. Ein Wesen von außergewöhnlicher Intelligenz, das sich nach prägungsbedingten Reflexen richtet, der „Herr der Schöpfung“, oder nur eine gottgewollte Kreatur wie andere Tiere – „andere Krokodile“ auch – nimmt man den Titel der Ausstellung wortwörtlich. Daraus bilden sich die Gestalten von Karl Schüßler, die ergreifenden Antlitze, die gleichsam aus seinen Bildern dräuen. Sie haben keine individuellen Merkmale, die es dem Betrachter erlaubten, konkrete Personen zu identifizieren. Andererseits weisen sie aber starke Merkmale von den Charakteren der Gestalten auf – sind Gesichtssymbole, sind Maskengesichter. Die Gestalten und Köpfe erscheinen sowohl tierisch wie auch menschlich. Vielleicht sind sie aber nur Personifikationen der uns quälenden Chimären und Druden, die unverhüllt gute und schlechte Merkmale des menschlichen Charakters darstellen.

Diese Bildnisse beunruhigen dadurch, dass sie zugleich konkret und doch nicht zu Ende bestimmt sind, uns irgendwie an jemanden erinnern – vielleicht an uns selbst. Die Gestalten haben kein Geschlecht. Es kommen aber auch keine Engelwesen vor, die vollkommen gut, also unreell, ja sogar unmöglich und außerdem farblos und todlangweilig wären. Es bestätigt sich, dass Karl Schüßler mit Hilfe der nur ihm eigenen Sprache die Geheimnisse der menschlichen Natur entblößt. Einer Natur, in der „Krokodil-Reaktionen“ als Symbol eines unwillkürlichen Reflexes erscheinen – vergleicht man damit die menschlichen Möglichkeiten, auf perfide Art und Weise bösartig zu sein.

Der Künstler verspottet erhabene und leere Erklärungen über den „Humanismus“, die Schablonenhaftigkeit der Konventionen von Zivilisation und Kultur. Er stellt jene selbstverständliche, dramatische (obwohl nicht erwünschte) Zusammengehörigkeit des Menschen mit der Welt aller Kreaturen dar, in der das Böse als spezifisch menschliche Eigenschaft waltet.

Karl Schüßler also, als Künstler und Philosoph packt all die diffizilen, aber doch grundsätzlichen Probleme, die jeden Menschen bewegen, an und porträtiert gewissermaßen jeden von uns. Wir können uns also in den Bildern wiederfinden, sofern wir unter das zivile Kleid über unserer „mensch-tierischen“ Natur zu blicken bereit sind.

Das bedeutet, dass der Künstler Karl Schüßler uns alle dazu anspornt, im „Spiegel des Lebens“ nicht nur das schöne, allgemein akzeptierte Bild unseres Selbst zu sehen, sondern auch wahrzunehmen, was sich unter der Hülle versteckt.
Das bedeutet schon viel!

 
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