Bernd Czechner
Kleine Zeitung – 14. Dezember 1995 Ausstellung Stadtgalerie Wolfsberg
Krokodile und andere Menschen
Was Karl Schüßler seiner Schaugemeinde zumutet, ist – erstens – seine ganz persönliche Wahrheit, und – zweitens – eine ganz universelle dazu.
„Krokodile und andere Menschen“ hat er zu Karton und Leinwand gebracht, hat er in Lehm gebrannt. Obwohl seine Ausstellungs-Titelfigur dort und da wie von jedem zweiten Markenpullover entsprungen, putzig wie eine Kasperltheaterfigur dazu angetan scheint, eine falsche Fährte zu legen, lässt schon der erste Anblick beim Eintritt zur Schau jede Fehlinterpretation unmöglich werden.
Vor dem Gemäldehintergrund einer Schädel- „Versammlung“ steht ein Einkaufswagerl. In weihnachtsseliger Überfülle darin – seit Jahren das Hauptsujet des Künstlers – ebenfalls Schädel.
Rohes Steinzeug, gebrannte, unglasierte Keramik. Brandgeschwärzt, von rötlich bis braunschwarz hitzegefärbt. Die Bilder treppauf bis zur Empore des ehemaligen Minoritenklosters wirken wie der Auswurf menschlichen Selbsthasses. Das Krokodilische des homo sapiens setzt Schüßler in scharfzähnige Zeichen, das lachhafte Grauen, das grauenhafte Lachen aus uns, hat er in sicherer Erkenntnis minuten-schnell auf die Malgründe gesetzt.
Das sind keine Krokodilstränen eines populistischen Trauerkünstlers – das ist der Totentanz eines Weltenzweiflers.
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