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Karl Schüßler
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1986 - Curt Heigl E-Mail
Curt Heigl
Direktor der Kunsthalle Nürnberg

Rede zur Eröffnung „Physiognomien“ Herzogenaurach -  September 1986

„Es ist unerlässlich, die Menschen dahin zu bringen, dass sie sich so sehen wie sie sind.“
(Eugen Ionesco)

„Auf der Suche nach dem Menschenbild lässt sich im direkten, ablesbaren Sinn bei der heutigen Kunst nicht viel finden...Aber nicht, wenn man die Werke als unsere Doppelgänger auffasst, dann erweisen sie sich als versatil und laut und doch im Grunde anspruchslos; als abhängig von der Organisation und doch ohne Heimat. Sie zeigen keinen Idealismus, sind aber zähe und immer wieder jung und neu und sie sagen: lasst uns doch leben.“
(Arnold Gehlen)
Die Erfahrung lehrt: Der Mensch ist nicht mehr das, was er ist, sondern das, was ihm widerfahren kann.

Das Bild vom Menschen, sei es das Gesicht, die Gestalt, sei es der Einzelne, die Gruppe, oder die Menge, ist seit Jahrtausenden Thema der Kunst.
Ebenbild, Abbild und Abstraktion haben einander des öfteren abgelöst, mitunter gab es Überschneidungen oder parallele Auftritte.  Es lohnt, einige Schnittpunkte im Verlauf der (kunst-)geschichtlichen Kurven festzuhalten;

Die heroischen Zeiten des Expressionismus führten den Menschen in den extremen Spannungen der Freude und der Angst, der Einsamkeit und der Verbrüderung mit der Welt vor. Danach zog sich das Menschenbild rasch aus dem Bereich der bildenden Kunst zurück. „Das Weltbild des frühen 20. Jahrhunderts hatte großartige Horizonte eröffnet, hatte die Welt und ihre Gesetzmäßigkeit erschlossen, und hatte damit dem Menschen einen weit bescheideneren Platz im Ganzen der Welt-Anschauung zugewiesen.
Die Abstrakte Kunst ist der Ausdruck dieses Weltgefühls, in dem für das Bild des Menschen weniger Raum übrig blieb.“(H.L.C. Jaffé)

Dazu gesellte sich Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine andere historische Entwicklung: „die industrielle Revolution des Bildes“, wie Jaffé sie nennt. Er meint damit die Entwicklung, Erprobung und Vervollkommnung der Fotografie sowie des Filmes.
In die bisherige Domäne des Künstlers, des Malers und Bildhauers, schleicht sich ein Apparat ein; und er bürgt noch dazu für größere Genauigkeit.
Mit dem Ende des Privilegs entfiel auch die soziale Einschränkung. Nicht für jeden war bis dahin ein Bildnis erschwinglich.
Die Zeit der Fürsten, Prälaten, Kaufleute, Theater-Stars, hatte ein Ende.
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte schließlich die zweite Welle der „industriellen Revolution der bildenden Kunst“.
Sie veränderte das Sehen grundlegend. Illustrierte Zeigungen und Fernsehen ergänzten das An-Sehen um eine neue Dimension: Die Unmittelbarkeit. Die bildende Kunst lernte von den optischen Massenmedien: Dabeisein ist alles. „Life“ heißt das passende Schlagwort. Und damit schließt sich der Kreis: Das Bild vom Menschen, das dem Zeitgenossen in Ausstellungen und Kunstbüchern begegnet, ist vielfältig, komplex und widersprüchlich wie das Leben selbst.

Die Bilder von Karl Schüßler sind in ihrer Ausdrucksweise so stark, dass jedes erklärende Wort daneben verblassen muss.

Seine Köpfe, Schädel, Portraits oder Physiognomien sollten nicht interpretiert werden, die künstlerische Lösung, die er uns als Künstler für das Thema Schädel anbietet, kann dies selbständig viel besser. Dabei möchte ich zu bedenken geben, dass die malerische Lösung nicht immer zugleich die Erlösung von der Problematik ist.

Themen verfolgen uns, Gesichter beeindrucken uns, dabei kann ein schönes Gesicht schneller verblassen wie ein markanter Schädel. Treten wir dem Anderen gegenüber, so müsste man ihm manchmal erst die Maske abnehmen, um sein wahres Gesicht zu erkennen.
Schüßler tut dies auf seine Art, mit seiner ganz persönlichen Handschrift und schonungslos.
Er lässt sich nicht belügen oder verführen von der oberflächlichen Schönheit, er untersucht und schürft tief und legt zugleich mit Farbe bloß, was andere nicht sehen.

Ihm geht es nicht um das „Abbilden“ im traditionellen Sinne. Seine Schädel sind Neuschöpfungen, die auf Außenbilder und Innenbilder basieren, reflektieren und zur eigenen Form werden.
Er arbeitet kompromisslos und ohne Spekulation, Zugeständnisse gegenüber dem Publikum sind  ihm fremd.
Er ist ein Maler, der gezielt seinen künstlerischen Weg geht, der mit einer Gratwanderung vergleichbar ist. Auf diesem Weg gibt es keine Sicherung, keiner hält das Seil und Haken sind unbekannt.

Er entscheidet selbst, wohin der Weg geht oder führt, er achtet darauf, dabei von keinem romantischen Nebel eingehüllt zu werden, der ihm die klare Sicht nehmen könnte. Unnötiges Gepäck hat er auf diesem harten Weg frühzeitig abwerfen müssen, er ist frei, so frei wie ein Mensch und Künstler zugleich mit seiner Arbeit und Problematik sein kann.

Ihm gegenüber steht der Mensch, mit dem er sich permanent auseinandersetzt. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass ihn das Werk von Cezanne fasziniert. Welcher Maler könnte nicht von Cezanne lernen, von einem Künstler, der z.b. ein Thema immer wieder formal malerisch variiert, der nach neuen Ausdrucksformen sucht, ohne dabei manieriert zu werden und zugleich seiner Zeit weit voraus war.

„Schalen, Gläser und Früchte“, scheint uns Cezanne sagen zu wollen, sind an sich überhaupt nicht interessant. Sie werden es allein durch das, was ich aus ihnen in meinen Bildern mache. Das ist meine Aufgabe, meine Pflicht als Künstler.“

Übersetzt man diese Aussage von Cezanne und bringt sie in Bezug zu dem Werk von Karl Schüßler, so könnte man im gewissen Sinne wie der große Meister sagen:
„Die Formen der Schädel sind einfacher und klarer als in der Natur, weil die Welt der Malerei ihre Grenzen und ihre Ordnung hat und nicht aus Atomen, sondern aus Farbflecken aufgebaut ist.
Die Formen sind sorgfältig aufeinander und auf die Größe der Leinwand, Papier bezogen, doch bleiben sie immer ein Teil jener größeren Welt, die sich nicht durch den Bilderrahmen abgrenzen lässt.

Unser Künstler Karl Schüßler sagt, es sind Erlebnisschädel und er fragt, sind es:

Gestik- und Antlitzschädel
Landschafts- und Umweltschädel
Innen- und Außenschädel
Schädelerektion und Geschlechtsschädel
Schein- und Seinschädel
Mein- und Deinschädel
Visiere und heraldische Schädel
Schmarotzer- und Kreaturenschädel
Geburts- und Todesschädel
Schlaf-, Wach- und Traumschädel
Riss-, Narben- und Schlagschädel
Schädelersatz und Ergänzungsschädel
kranke und heilbare Schädel
verlorene, gefundene und erfundene Schädel,
Schädelfragmente
Schmerz- und Angstschädel
Chaotenschädel, Schädelfetisch
Medusaschädel, Totem
Überlebensschädel, Kultschädel
Schädeltorsi, Ecce homo
Schädel für ein Podest

Ganz sicher sind es nicht nur Schädel für eine nicht leicht konsumierbare Ausstellung. Es sind Belege eines kreativen Künstlers, der uns mit seiner Kunst noch viel sagen kann, und dabei den Menschen kritisch im Auge behält.

Oh! Wie schnell würde die Gesellschaft sich von eingestandenen Irrtümern und Hässlichkeiten freimachen und wie rasch würde unsere Erde ein Paradies.
 
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